Hinrunde 2.0
Hinrunde 2.0
Ich habe mir nach der Niederlage
gegen Chemnitz erst mal ein paar Tage Ruhe gegönnt, um das Spiel zu
analysieren, sonst hätte ich keinesfalls sachlich bleiben können. Was am
Samstag gegen die Gäste aus Sachsen gezeigt wurde, war ein erneuter Tiefpunkt
der bisherigen Saison. Nicht weil man gegen formstarke Gegner 3:0 verloren hat,
sondern wie man dieses Spiel angegangen ist war eine einzige Katastrophe, von
Mannschaft und Trainer. Aber beginnen wir von vorn.
Der Tabellensechste gastierte Samstag
im Volksbank Stadion und der FSV Frankfurt war großer in Bredouille dieses
Spiel für sich zu entscheiden, um den Anschluss an die obere Tabellenhälfte
nicht zu verlieren und weiter in den Keller zu rutschen. Personell musste man
die Gelbsperre von Patrick Ochs verschmerzen und in der Innenverteidigung
fehlte weiterhin Schäfer, der nach einer weiteren Erkrankung wieder nicht im
Kader stehen konnte. Massimo Ornatelli schaffte es nach Verletzungspause das
erste Mal wieder auf die Bank und Bentley Baxter Bahn stand auch wieder im
erweiterten Aufgebot. Vrabec hatte aufgrund der Neuverpflichtungen für die
Offensive von seinem Standard 4-2-3-1
wieder auf das 4-4-2 System gesetzt. Christopher Schorsch musste sich wieder
mit dem Platz auf der Bank zufrieden geben, während Heitmeier trotz kontinuierlicher
Formkrise erneut in der Startelf stand.
Die Rechtsverteidigerposition wurde stellvertretend von Schachten ausgefüllt,
wo sich manche den Neuzugang Russ gewünscht hätten, doch dieser war ein
weiteres Mal nicht berücksichtigt worden. Mit der Systemumstellung erhoffte sich
Trainer Vrabec mehr Spritzigkeit in der Offensive, um die häufig umgestellte
Chemnitzer Verteidigung von Beginn an unter Druck zu setzen. Die Gäste mussten
ebenfalls mit Ausfällen kämpfen. Top-Torschütze und Vorlagengeber Anton Fink musste
verletzungsbedingt aussetzen, wie auch Innenverteidiger Dem. Der Ausfall seines
Partners interessierte den Chemnitzer Stürmer Daniel Frahn aber herzlich wenig
und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Der CFC war ab dem Anstoß direkt im
Spiel und setzte noch müde wirkende Frankfurter von der ersten Minute an unter
Druck. Dass der erste Treffer erst in der fünften Minute fiel, war schon fast
ein Wunder, da Frahn zuvor schon zwei hundertprozentige Chancen vergab, nachdem
erst Barry eine viel zu kurze Kopfballrückgabe in Richtung Pirson hauchte und
anschließend Heitmeier den Ball im eigenen Spielaufbau an der Mittellinie
verlor. Doch nach fünf Minuten war das Spiel schon vorbestimmt. Nach erneutem
Ballverlust von Heitmeier schnappte sich Dennis Mast den Ball, lief ungestört
in den Sechszehner der Frankfurter, spielte sich mit Offensiv-Kollegen Hansch
den Ball im Doppelpass zu und konnte dann noch zwei Körpertäuschungen anbringen
bevor er dann den Ball ins lange Eck schob. Wenn dieser Treffer schon das 3:0
gewesen wäre, hätte sich niemand beschweren dürfen. Frankfurt kam danach auch
ins Spiel. Nach guter Kopfballchance von Yannick Stark kamen die Frankfurter zum
Abschluss vorm Chemnitzer Kasten. Und es ging sogar noch mehr. Nach einem
schnellen Spielzug über die linke Seite leitete Kader den Ball für Streker
weiter. Dieser spielte den Ball flach in die Mitte, unerreichbar für Morabit,
aber nach schlechtem Klärungsversuch der Chemnitzer Verteidigung schaffte es
Graudenz den Ball noch über die Linie zu drücken. Auf einmal schien alles
möglich. Frankfurt im Freudentaumel über den schnellen Ausgleichstreffer,
gelassen und sich in dem Armen liegend, während keinem auffällt was im Hintergrund
passiert. Die Gäste protestieren beim Schiedsrichtergespann und nach kurzer Beratung
der Offiziellen wurde der Treffer plötzlich aberkannt. Dieser Schock saß. Beim
Weiterleiten von Kader auf Streker stand dieser im Abseits und somit war der
Treffer zu Recht irregulär. Zweimal schaffte es der FSV in der ersten Halbzeit
noch gefährlich vor das Tor der Gäste zu kommen, aber beide Chancen vereitelten
den Chemnitzer mustergültig. Danach versteinerten sich die Mienen der
Frankfurter und das Selbstvertrauen nahm sichtlich ab. Dem sonst so souveräne
Stark versprang jeder zweite Ball und er brachte seine Hintermannschaft mehrere
Male in Bedrängnis. Doch der
entscheidende Fehlpass zum 2:0 der Gäste kam erneut von Marc Heitmeier. An der
Mittellinie passt dieser das Spielgerät genau in den Fuß von Jopek. Dieser hebelt
mit einem langen Pass die gesamte Frankfurter Defensive aus, schickt Grote und
der Chemnitzer Mittelfeldspieler muss nur warten bis Jopek den Strafraum
erreicht, spielt dann einen fachen Pass ins Zentrum und Jopek muss den Ball nur
noch ins lange Eck schieben. Ein Konter, wie man ihn nicht einfacher spielen
konnte. Doch für Frankfurts Defensive erschien jedes Anlaufen der Gäste zur
Mammutaufgabe zu werden.
Nach der Pause stellte Vrabec um und
brachte Ornatelli und Schorsch für Heitmeier und Morabit, zurück zum 4-2-3-1.
Doch auch Heilsbringer Ornatelli konnte dem Frankfurter Spiel keine Sicherheit
zurück bringen. Nach einem weiteren Fehlpass im Aufbau fingen sich die
Frankfurter das entscheidende 3:0 und brachten eine ereignisarme zweite
Halbzeit ohne weiteren Schaden über die Zeit. Stand der Dinge lautet jetzt 14.
Platz in der Tabelle und mitten im Abstiegskampf, in der Liga, die man vor der
Saison noch wie eine Strafrunde für den direkten Wiederaufstieg sah.
Frankfurt lernt nicht aus seinen
Fehlern. Die Mannschaft hat keine Sicherheit im Aufbau und die beiden Sechser
Stark und Streker treten immer häufiger ebenso verunsichert auf, wie der Rest
der Defensive. Mit der Umstellung zum 4-4-2 hat sich Vrabec ebenfalls keinen
Gefallen getan. Frankfurt schafft es nicht mehr das Spiel von der Defensive in
die Offensive weiterzuleiten. Es wirkt als würden die Abwehrspieler am
Mittelkreis warten bis plötzlich ein Gegenspieler vom Blitz getroffen wird und
somit ein Stürmer freie Bahn hat. Da dieses Wunschszenario bislang nicht
eingetreten ist, entscheidet man sich dann häufig den Ball zurück zum Torwart
zu spielen oder ihn weiter im Defensivverbund rotieren zu lassen. Die rechte
Seite der Frankfurter war klinisch tot. Schachten machte zu viele Wege nach
vorne und fehlte jedes Mal beim Gegenstoß der Chemnitzer hinten, speziell beim
2:0 als Grote Alleinunterhalter in der Frankfurter Defensive war. Die
Innenverteidigung verwandelt sich immer mehr in einen Alptraum. Keine
Kreativität, keine Passsicherheit und Stellungsfehler die auch Gegner in der
Regionalliga sofort abstrafen. Heitmeier, allen voran, mangelt es akut an
Selbstvertrauen und es hilft keinem Mitspieler in der Startelf, wenn er weiter
von Anfang an gebracht wird, bevor man ihn nicht wieder hundertprozentig
aufgebaut hat. Dieses Mal erkannte Vrabec seinen Fehler zumindest schon nach 45
Minuten und wechselt Schorsch ein. Der einzige Lichtblick war die linke Seite
der Frankfurter. Corbin-Ong und Graudenz haben sich häufig Bälle erlaufen und
gingen in eins gegen eins Duelle, um Kader in der Offensive einzusetzen. Doch
das kann nicht der Masterplan sein. Bislang sehen wir eine exakte Kopie der
Hinrunde, bei der man sich fragen muss, wie viele Fehlentscheidungen noch
getroffen werden müssen bis man sich befreien kann oder sich mit der Realität
auseinandersetzt nächste Saison in der
Regionalliga zu spielen ?
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